Wird die Schreibschrift heute an den Schulen überhaupt noch gefördert?

Leben&Alltag
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In vielen Schulen wird heute die traditionelle Schreibschrift mit Druckschrift ersetzt. Was früher als Einführung in der ersten Klasse gelehrt wurde, ist heute als eine Norm anwesend.  Tabletts und persönliche Laptops haben sich durchgesetzt. An der Vorderseite der meisten Klassenzimmer, wo früher riesige Tafeln im Mittelpunkt des Unterrichts standen, stehen heute glatte Weißwandtafeln und Smartboards. Jetzt, in einer Zeit, in der Schulen immer mehr Technologie in der Bildung einsetzen, und die Schönschrift durch Grundschrift ersetzen, argumentieren einige, dass die uralte Praxis des Schreibens eine sterbende Kunst ist.

Die Erhaltung den Schreib- bzw. Schönschrift ist zu dieser Zeit den einzelnen Bundesländern überlassen, und viele Schulen fördern inzwischen grundsätzlich die Grundschrift, das heißt die Verbindung der Druckbuchstaben. Aber tun wir unseren Kindern mit der Modernisierung wirklich einen Gefallen?

Bayern scheint mir das einzige Bundesland zu sein, in dem die Schreibschrift an den Schulen noch geschätzt und gelehrt wird. Oder irre ich mich? 

Klar, wir leben in einer Zeit, in der wir alles eintippen, und die Schreibschrift nur mal für einpaar Notizen und eine Unterschrift hinhält. Aber Handschrift sagt immerhin viel über den Geist und die Person aus. Es spielt eine wichtige Rolle in der kognitiven Entwicklung der Kinder. Die Forschung hat gezeigt, dass die Schreibschrift unter anderem:

– das Gedächtnis unterstützt,

– die Bewusstseinsprozesse aktiviert und

– zur Bewältigung der Rechtschreibung führt.

Während einige Schüler eine natürliche Begabung für die Serie von Wirbeln, Schleifen und schnellen Linien des kursiven Schreibens haben, müssen andere etwas fleißiger üben. Jack Lieberherr (15), ein Junge aus den USA, hat im letzten Jahr bei einem nationalen Schreibwettbewerb für Achtklässler gewonnen und 1000 Dollar für seine Schule in Minnesota – St.Anne gewonnen, neben einigen Preisen für sich selbst. Jack, der von sich sagt, dass er seine Schreibschrift jeden Tag trainiert, hatte außerdem zuvor den Titel in der sechsten Klasse gewonnen.

Die Schwestern in St. Anne sind stolz darauf, dass sie immernoch diese besondere, aber vernachlässigte Schreibweise unterrichten (ja, mit Tafel und Kreide).

Es ist nicht ungewöhnlich, dass auch die Grundschulen in Amerika den Schreibschriftunterricht vollständig aus ihrem Lehrplan entfernt haben. Schulen wie St. Anne’s in den USA tragen jedoch ihren Teil dazu bei, die stilisierte Schrift signifikant zu erhalten. In Deutschland haben im vorigen Jahr Aktivisten über 15.000 Unterschriften für die Rettung der Schreibschrift gesammelt und an die Kultusministerin übergeben.

Wenn man Jacks handschriftliche Einreichung für den Zaner-Bloser National Handwriting Contest 2017 bewundert, wird deutlich, dass gerade weil etwas als „alte Schule“ angesehen wird, nicht unbedingt unwichtig ist. Die Debatte darüber, ob weitere Schulen anfangen werden, Schreibschrift wieder in den Unterricht einzubauen, bleibt bestehen. Hoffentlich werden mit mehr Studenten wie Jack, die ihre Schreibkunst perfektionieren, auch andere dazu inspirieren, ihre Stifte aufzuheben.