Ich vermisse dich jetzt schon, mein Schatz – obwohl du noch hier bist

Mamis Welt
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Ich habe heute in deiner Kiste mit den „wichtigen Dingen“ herumgewühlt. Unter meinem Bett versteckt, habe ich seit Jahren Kunstwerke und Geburtstagskarten und Schmuckstücke hineingetan. Ich habe dein Krankenhausarmband vom Tag deiner Geburt wiedergefunden.

Ich legte es in meine Handfläche und führte es wieder zusammen … hielt es an der Stelle, an der es von der Krankenschwester abgeschnitten wurde und dich zu mir brachte – für immer, aber auch nur für kurze Zeit.

Du fehlst mir jetzt schon.

Es ist komisch dir das zu sagen,  während du direkt vor mir sitzt. Aber es ist noch gar nicht so lange her, dass du überhaupt nicht sitzen konntest.

Du hast gelernt, wie man das macht, und bals darauf hast du auch alles andere gelernt – kriechen und gehen und laufen und springen und singen und tanzen und klettern.

Du hast mich so sehr gebraucht. Obwohl ich manchmal stöhnte, wenn du mitten in der Nacht anfingst zu weinen, schätzte ich aufrichtig die Zeiten, in denen ich diejenige war, die dich fütterte, die dich hielt, die dich beruhigte.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bevor du die Nacht durchgeschlafen hast, aber wenn ich zurückdenke, scheint es nur ein kurzer Moment in meinem Leben gewesen zu sein.

Die Zeit ist eine komische Sache.

Du fehlst mir jetzt schon

Wie kann ich dich vermissen? Du bist nicht weg. Oh, aber es kommt. Ich weiß es. Ich fühle es. Gleich um die Ecke sind die langen Partynächte zu sehen.

Silvesterübernachtungen mit Freunden statt funkelnden Wunderkerzen im Schlafanzug. Geburtstagseinkäufe statt Themenpartys mit Leckerlis.

Du fehlst mir jetzt schon

Auf den Rücken deines Vaters für einen Transport zu deinem Bett zu klettern, wird unangenehm. Du lackierst deine eigenen Fingernägel und hast deinen eigenen Lipgloss, den du tragen kannst – du brauchst nicht meinen mehr zu nehmen.

Und bevor ich mich umdrehe und am wenigsten dazu bereit bin, werden deine leuchtend blauen und rosa Rollerskates nicht mehr deine Lieblingsräder sein.

Statt eines Erstkommunion-Kleides wird es ein Abschlussball-Kleid sein.

Und dann vielleicht ein Hochzeitskleid.

Wie sehr ich dich schon vermisse!

Ich wusste von Anfang an, dass du wachsen würdest. Ich wollte, dass du wächst. Aber ich hatte keine Ahnung, wie es mich gleichzeitig begeistern und in Stücke reißen wird, dabei zuzusehen.

Die Elternschaft ist voll von diesen Widersprüchen. Ein Tag kann sich so lang wie ein Jahr anfühlen und das Jahr kann im Handumdrehen vergehen. Jeder, den du triffst, wird dir das sagen … von den kleinen alten Damen, mit denen du in der Schlange im Supermarkt stehst, über die Nachbarinnen, bis hin zu der Mutter, die mit ihrem Jugendlichen Jeans einkauft.

„Es geht einfach so schnell vorbei.“

Ich hörte diesen Satz so oft und ich lächelte durch knirschende Zähne, als ich sah, wie du den Griff des Einkaufswagens lecktest. Ich lächelte, als ich weinen wollte, als du etwas kaputt gemacht hast, während wir im Laden waren.

Ich lächelte, als ich die Minuten bis zum Mittagsschlaf und die Stunden bis zum Schlafengehen herunterzählte. Ich lächelte und nickte, aber ich habe es nicht wirklich verstanden. Bis eines Tages, als alles „Klick“ machte.

Du fehlst mir jetzt schon.

Also ging ich heute Abend, während du geschlafen hast, in dein Zimmer und zählte deine Sommersprossen. Ich habe meine Finger in deinen Locken verwickelt und dir beim Atmen zugehört.

Ich saß neben deinem Bett und versuchte, dich in deinen Träumen zu treffen. Wir lachten und sangen mit albernen Stimmen und aßen viel Eis und gingen nach Disneyland, bis es Zeit für mich war, in mein eigenes Zimmer zu gehen.

Ich flüsterte dir „Ich liebe dich“ ins Ohr, „Ich vermisse dich schon jetzt, mein Baby.“